Page 3 - Gemeindebrief 04 / 2022 der Evang.-Luth. Kirchengemeinde Neumarkt i.d.OPf.
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  Auf ein Wort
Was ist Heimat?
Ende Februar besuchte ich meine Familie für einige Tage. Meine Großmutter be- grüßte mich mit den Worten: „Schön, dass du wieder einmal daheim bist.“ Ich stutz- te. War ich denn dort wirklich noch „da- heim“ oder ist nicht Pyrbaum mittlerweile zu meinem Zuhause geworden? Und wie wird es sein, wenn sich mein Lebensmit- telpunkt nach Neumarkt verlagert?
Begriffe wie „Heimat“ oder „Zuhause“ sind nicht einfach zu erklären. Was gehört dazu, dass ein Ort zur Heimat wird? Sind es die vertrauten Wege, die Hügel und Bäche, denen ich beim Spaziergang be- gegne? Ist es der bekannte Duft, der mir schon an der Wohnungstür in die Nase steigt? Aber: Heimat ist viel mehr als nur ein bestimmter Ort. Zur Heimat gehören auch die Menschen, die Begegnungen und Erinnerungen. Ich bin dort zuhause, wo ich willkommen bin, wo ich verstan- den werde. Für viele Menschen ist und bleibt die Heimat daher v.a. der Ort der unbeschwerten Kindheit.
Anfang März, als ich diese Zeilen schreibe, sind bereits etwa eine Million Menschen aus ihrer Heimat in der Ukraine geflohen – und es sollen viele mehr werden.
Die erschreckenden Bilder sind voll von Verzweiflung, Wut und Trauer. Häuser und Orte sind zerstört, Menschen gestorben. Ich weiß nicht, was bis jetzt, da Sie die- sen Gemeindebrief in Händen haben, pas- siert sein wird. Eins steht allerdings fest: Die Heimat wird für viele Menschen nicht mehr dieselbe sein.
Auch die Bibel kennt Geschichten von Zerstörung, Trauma und Heimatlosigkeit. Der Prophet Hesekiel gehörte zu den Is- raeliten, die von Jerusalem nach Babylon verschleppt wurden. Doch in der Ferne erhält er Gottes Zusage zu einem Neu- beginn: „Meine Wohnung soll unter ihnen sein, und ich will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein.“ (Hesekiel 37,27). Gott will bei uns Heimat finden. Und um- gekehrt heißt das: Wir können bei Gott eine Heimat finden – egal, wo wir gerade örtlich oder mental sind. Hier können wir einen Ort finden, wo wir als Christinnen und Christen angekommen sind.
Ihre Pfarrerin
Stefanie Probst-Wechsler
AUF EIN WORT
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