Pfarrer Michael Murner, Foto: Amthor
Pfarrer Michael Murner, Foto: Amthor

Auf ein Wort: Dein Reich komme ...

Erstellt von mm/tur |

Gedanken von Pfarrer Michael Murner zu einem zentraler Bestandteil des Vaterunsers.

Jesus Christus spricht: Das Reich Gottes ist mitten unter euch. Evangelium nach Lukas 17,21 

„Dein Reich komme, …“ millionenfach beten Christinnen und Christen täglich diese Bitte aus dem Vaterunser. Meinen dabei alle dasselbe? Und wie soll das zugehen, wenn dieses Reich kommt, um das wir beten? Und nehmen wir beim Beten wirklich ernst, um was wir bitten? 

Die Annahme ist älter als das Vaterunser, das Kommen dieses Reiches Gottes sei etwas des Kosmos Umstürzendes und trotzdem in frommer Weise Berechenbares. Schlagen Sie gerne mal in einem Lexikon oder bei Wikipedia unter „Apokalyptik“ nach und tauchen Sie ein in die unüberschaubare Fülle an Vorstellungen. 

Zweierlei große Vorstellungskreise überschneiden sich fast immer: was besteht, geht unter, und etwas Neues entsteht. Im Lukasevangelium fragen seine jüdischen Gesprächspartner Jesus: „Wann kommt das Reich Gottes?“ In der Krise ihrer damaligen Zeit greifen sie zurück auf solche Vorstellungen, dass die Welt untergehe und durch Gottes unmittelbares Wirken eine neue und bessere kommen werde. 

Die Sehnsucht nach Gott inmitten der Krise ist eindeutig. Doch rät Jesus seinen Zuhörern angesichts der Endzeitspekulanten: „Geht nicht hin und lauft ihnen nicht nach!“ Denn, so Jesu Meinung: „Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man’s beobachten kann“ 

„Das Reich Gottes ist mitten unter euch.“ Oder wie Martin Luther übersetzte und deutete: „Das Reich Gottes ist inwendig in euch.“ Wenn wir im Vaterunser „Dein Reich komme“ beten, dann geht es nicht darum, dass diese Welt untergehen soll, weil sie so schlecht ist, und Gott endlich den großen Reset-Knopf drückt. 

Es geht darum, dass wir erkennen, „was dieser Welt zum Frieden dient“ (Lk 19,42) und das Unsere dazu beitragen: „Wo Menschen sich vergessen, die Wege verlassen …; wo Menschen sich verschenken, die Liebe bedenken …; wo Menschen sich verbünden, den Hass überwinden und neu beginnen ganz neu, da berühren sich Himmel und Erde, dass Frieden werde unter uns“ (Lied 075 im Gesangbuch „Kommt, atmet auf“). 

Ihn gesegnete und bunte Herbsttage 

Pfarrer Michael Murner 

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