Dekanin Christiane Murner, Foto: Amthor

Auf ein Wort: „Annahme verweigert“

Erstellt von tur |

Gedanken von Dekanin Christiane Murner zum Thema: "Was bleibt."

„Ich vermiss meine Schwester. Sie fehlt mir. Und ich weiß einfach nicht, was ich noch machen soll.“ Ratlos und traurig zeigt Anna mir den Brief: Annahme verweigert- zurück an den Absender. 
Dabei wollte Anna ihrer Schwester Mareike wenigstens mit einem Brief zum Geburtstag gratulieren. Aber Mareike hat seine Annahme verweigert, sie will mit ihrer Schwester Anna nichts mehr zu tun haben. Anna vermisst die große Schwester. Sie ist so ganz anders als sie. 
Zerbrochen ist ihr Verhältnis, nachdem sie bei der Notarin waren. Das Erbe ihrer Eltern war aufgeteilt und beurkundet, da meinte ihre Schwester: „Ich will jetzt nichts mehr mit dir zu tun haben.“ Anna kann es bis heute nicht begreifen: „Ich hab‘ doch alles so gemacht, wie sie es wollte. Mareike hat den Gutachter ausgesucht, der den Vermögenswert ermittelte. Die errechnete Differenz habe ich sofort überwiesen.“
Erbstreitigkeiten unter Geschwister kommen immer wieder vor. Vordergründig geht es ums Geld, aber manchmal reißen auch alte Wunden auf. Einer fühlt sich zurückgesetzt -von den Eltern, den Geschwistern oder vom Leben. Das tut weh, damals wie heute. 
Anna hat vieles versucht, Briefe an ihre Schwester zu Weihnachten und zum Geburtstag, aber ihre Versuche laufen ins Leere und die Zurückweisung schmerzt sie. Was bleibt? 
Wenn Anna betet, denkt sie an ihre Schwester. Sie bittet Gott, dass er Mareike und ihre Familie behütet, und ihr selbst hilft, mit dem Bruch zu leben. 

Zurück